Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser ...

Mühle Meiningen 2012

Kommt er oder kommt er nicht, der Winter? Am 12. Januar fiel Schnee. Am 26.01. waren wir im Technikkeller um die Batterieschränke und Schaltschränke zu reinigen, aber da ist wohl nichts mehr zu retten.

Durch die Flutung vom 06.08. saßen unsere Gerätschaften 1,3m hoch in einer Schlammbrühe! In den Schränken fanden sich noch immer dünnflüssige Schlammrückstände. Weitere Arbeit kann man sich hier sparen.

 

Anfang Februar sorgte eine Frostperiode für Eiswelten.

Wir hatten eine Tekturplanung eingereicht. Nun planten wir zwei Hochwasserableitungen und einen Schmutzwassersammelkanal für unsere Nachbarn. Die Tektur wurde von der Unteren Wasserbehörde genehmigt.

Während der Wintermonate hatten wir unser Mühlengebäude im Detail geplant. 2012 hatten sich drei Zimmermannsfirmen mit unserem geplanten Fachwerkhaus beschäftigt. Leider hatte keine den Mumm das anzugehen oder sie hatten Angebotsvorstellungen, die nur noch als unrealistisch bezeichnet werden konnten. Dann, nach einer europaweiten Arbeitsofferte meldete sich doch ein Dachdeckerbetrieb mit Zimmermannsmeister aus der Umgebung, „der die Handwerker-Ehre Thüringens retten wollte“. Der „Zimmerer“ machte keinen schlechten Eindruck, also bekam er den Regieauftrag zur Errichtung des Fachwerkbaus.

Am 20. Februar wurde die erste LKW Ladung Balken zur Werkstatt zum Zurichten gefahren. Bereits am 22. Februar waren die ersten Wandfelder in seiner Halle angelegt 

Es lief gut an, Wand für Wand entstand.

Parallel wurde an der Bodenplatte gearbeitet,

Das wird der Kellerabgang.

Eine Industriefußbodenheizung wurde eingebaut und jede Menge Leerrohre für Versorgungstechnik. Dann wurde die Bodenplatte betoniert und immer, wenn Not am Mann ist, darf unser „Notnagel“ Clemens ran. Wir warteten bereits eine Stunde auf den Beton. Als dann die Pumpe kam, meinte der Fahrer: „Wo sind denn die Arbeiter? Mit euch drei „Hanseln“ dauert das ja bis Mitternacht.“ und er war verärgert. Aber nach zwei Stunden war der Spuck vorüber und pünktlich zum Feierabend konnte der das Feld verlassen…

Geschafft!

Bedingt durch das Gefälle des Baches und der darüber verlaufenden Keller ist eine Abtreppung der Bodenplatte unumgänglich. Revisionsschächte, Zugrohre, Installationssysteme – hier sind die Grundlagen für eine multifunktionale Gebäudenutzung geschaffen.

Am 29.03. wurden die ersten Wandkonstruktionen auf den Eichenholzrahmen aufgerichtet

Am 03.04. wurden die mächtigen Eichenbalken und das Tragwerk einer musealen Holzdecke aufgerichtet. 

Und immer wieder konstruktiver Holzschutz, Trockenhaltung mit großflächigen Planen um das alte Holz vor Nässe zu schützen. Nach 14 Tagen stand das Gerippe des Garagenbereichs. Leider mussten wir feststellen, dass die Zierbalkenkopf-überstände nicht passen. Statt einheitlich 53 cm mussten wir zwischen 43 – 53 cm messen – nur ganze drei Stück von 56 Stück haben den richtigen Überstand!

Gisela hat sich in der Zwischenzeit auch mit dem Ausgang/Fluchtweg des Technikkellers befasst. Wie immer, Stein für Stein! Zwischenzeitlich hat meine Gute hier ein Augenmaß entwickelt, da könnt ich nur noch neidisch werden. „Der Stein passt!“ ich konterte wie so oft „ne, zu groß“ oder „ne, zu klein“ aber er passte.

Ja, unsere Baustelle nahm langsam Gestalt an. 

Am 23.04. waren die Wände der nächsten Etage zugerichtet und angeliefert. Leider hatte unserer Zimmerer eine Grundregel außer Acht gelassen, nämlich die einzelnen Wände und Balken zu nummerieren. So löste das nach dem Abladen ein stundenlanges Sortieren aus, aber abends stand ein Teil der ersten Wand.

Am nächsten Tag konnte man sich schon so langsam vorstellen „wie das einmal aussehen wird“ – erklärten viele Beobachter. Es wird ja nicht alle Tage so ein Gebäude, nach mittelalterlichem Vorbild errichtet – und immer wieder konstruktiver Holzschutz.

Zwischenzeitlich hatten wir große Schiffsplanen besorgt, um das Bauwerk zu schützen. 

Am 27.04. stand das Korsett der zweiten Ebene.

Leider hatten sich hier schon einige schwerwiegende Nachlässigkeiten unseres Zimmerers eingeschlichen und wir mussten einige fachtechnische Mängel anmeckern: Verzapfungsausführungen, Holznagel-Verdübelungen usw. Die „Flucht“ des Gebäudes differiert 6cm, aber noch nahmen wir das hin. Noch waren wir froh, dass wir überhaupt einen Zimmermann gefunden hatten, der sich an das Objekt herangewagt hatte.

Als Bauherr darf man sich für keine Arbeit zu schade sein, und eines ist an der Baustelle immer wichtig: Ordnung, Sauberkeit und eine sichere Bautreppe; massive Schaltafeln als provisorische Arbeits- und Laufebene und fegen, fegen, fegen. Was hier an Hobel- und Sägespänen anfiel, ist schier für jemanden unglaublich, der das noch nicht erlebt hat. 

Unser Bauschild

Ja ja, wenn wir einen großen Schritt machten, gab‘s einen Abschlag zur Belohnung. Am 02.05. war es wieder mal soweit. „Aus dem RÜB kam nichts und fäkalienhaltiges schon gleich gar nicht.“ so ein kommunaler Mitarbeiter. Aber Bilder sagen oftmals mehr als Worte. 

 

Am späten Nachmittag kam die stinkende Schlammbrühe.

Unser Wasserrad bekam eine Schlammtaufe

So rauschte die Brühe unterlaufseitig zur Werra und unser „Pegel“ eine alte Wasserleitung, die den Bachlauf quert, lässt unstrittig in Verbindung mit Fließgeschwindigkeitsmessung eine Erfassung der Ablaufmenge zu.

Die Flutung aus Sicht unseres Nachbarn Frank

Vorwarnung natürlich Fehlanzeige. Aber, wenn die Mitarbeiter der SAM oder der Leitwarte „nichts mitbekommen“, dann kann man uns auch nicht warnen?! J

Der Zustand des „Abschlagkanals“ (ugs. bei der SAM) ansonsten ein leeres Bachbett, sah zu diesem Zeitpunkt in weiten Bereichen so aus.

Inzwischen waren auch oberlaufseitig Anrainer geschädigt. Die Zeitung berichtete von einer zerstörten Grundstückszufahrt. Für war ist das nicht verwunderlich, denn in der gesamten Straßenverrohrung sind die Rohre verschoben, teilweise mehrfach gebrochen und eigentlich ein kompletter Sanierungsfall. Die Bilder dazu sparen wir uns hier.

Auf unserem Areal war Aufräumen angesagt. Der Schlamm verteilte sich über das gesamte Grundstück.

Wie kam das Wohnmobil in das Fachwerkhaus? Es gab noch keine Auffahrt, der Fußboden im Erdgeschoss 80 cm über Terrain? Die Antwort ist ganz einfach, man nimmt es Hucke-Pack 

und schiebt es rein in die „gute Stube“.

Das Wohnmobil musste einfach aus dem Zufahrtsbereich weg, denn hier soll das oberste Dach-/Hauselement zugerichtet und aufgebaut werden, stattliche 14m x 4,0m – ein kleines Häuschen… 

Am 03.05.2012 kamen wir zufällig am RÜB vorbei und mussten erstaunt feststellen, dass ein schwacher Abschlag im Gange war. Und das, obwohl es zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht regnete und am ganzen Tag nicht regnete. Gibt es in diesem Becken fernbedienbare Schieber? Das hatte man bisher bestritten. Nach dem Anruf bei der Unteren Wasserbehörde und der Aussage dort: „das kann nicht sein, es regnet doch nicht…“ wurde der Abschlag, wie von Geisterhand, beendet.

Am 09.05. wurde im Wiesengrund oberlaufseitig vorbildlich der Graben „geputzt“, aber leider werden die Abschlagfluten weiterhin durch die Bauschutthalde darüber strömen, denn das Rohr DN 500 war versetzt. Gemäß der Abschlaggenehmigung sollten die Durchlässe allesamt mind. DN 1000 sein…

Es gibt nichts Negatives, dem man nicht etwas Positives abgewinnen kann. Jeder Abschlag zeigte uns, wo wir nacharbeiten und unsere Anlagen verstärken müssen. Die Wasserfluten würden uns nicht ängstigen, aber die gewaltigen Geschiebemengen, die durch die Zerstörung oberlaufseitig entstehen, entwickeln ein anderes Gefahrenpotential. Ein vorbeikommender „Umweltschützer“ mokierte sich über die massiven Mauern/Bauwerke auf unserem Areal, aber nur so kann man die Anlage künftig schützen!

Unser Zimmerer erklärte uns, dass in nächsten drei Wochen nix geht, da er eine PV-Anlage aufstellen muss. Unser Freizeitspaß war trotzdem gesichert, wir bauten die Wasserläufe weiter. 

Meine Malerin Gisela hat dem Schutzgeländer einen Anstrich verpasst und den Zierelementen etwas Farbe geschenkt und ganz nebenbei war auch die Mauer der künftigen Auffahrt um eine ganze Ecke gewachsen.

An der Kaskade grünte und blühte es – eine Freude nicht nur für Hummeln, Bienen…

Man kann der Natur ihren Lauf lassen, sie braucht die Menschen nicht.

Ein erster Blick mit einer starken Lampe in die Wandöffnung im Bereich der Spörer’schen Brücke verwundert uns. Man erklärte uns, das sei die Kreuzbergquelle und ein Anwohner erzählte uns, seine Großmutter sei hier 16 Stufen nach unten gelaufen, um dort Wasser zu holen. Uns erschloss sich das Ganze noch nicht so recht. 

Wir begannen mit den Baggerarbeiten im Bereich der künftigen Auffahrt. Egal wo wir buddelten und baggern ließen, kam brauchbare Steine zum Vorschein, aber auch wieder alte Bauwerksreste, Müll und Abfall.

Am 20.06. ein weiterer verheerender Abschlag, Unsere Maßnahmen griffen. Dank unsere „Westwalls“ und unserer Schutzgitter im Geröllbecken konnte die Hochwasserverrohrung gewaltige Wassermengen abfördern. Auch die Erhöhung am Zulaufsee des Wasserrads hatte sich bewährt.

Der Schaden hielt sich in Grenzen. Was blieb waren, wie so oft, mehrere Kubikmeter Treibgut, Müll, und 30-40 cbm Geschiebe vor und hinter der Brücke.

Der Treibguthaufen lag dann regelmäßig 3-4 Wochen am Fußweg, bis die Stadt den Treibguthaufen abholen ließ. Nach der wasserrechtlichen Genehmigung für das RÜB haftet der Betreiber für alle auftretenden Schäden, die durch Abschläge verursacht werden. Den Gewässerunterhalt prangerten wir nun schon seit drei Jahren an, aber es passierte nichts. Baggereinsatz nach dem Abschlag, Schotter und Boden aus dem Geröllbecken müssen vor dem nächsten Abschlag raus – und der Müll. Jetzt kamen schon Stadträte und Arbeiter der Stadtwerke und fragten, ob Schäden entstanden seien. Da übernahmen wir schon die Kosten für die Beräumung des Beckens. Die gesamte Sanierung erfolgt ja ohne jegliche Förderung und da erklärte man uns tatsächlich, dass das Treibgut/Geschiebe unser Problem sei… Wir müssen leider wieder unsere Anwälte bemühen!

Der Schmutzwasserkanal für den Anschluss unserer Nachbarn an den öffentlichen Kanal begann. Die Kanäle wurden in nicht zugänglichen Bereichen alle voll mit Beton ummantelt, damit hier Sicherheit herrscht.

Wir machen uns wieder einmal auf den Weg, den Bachzustand zu dokumentieren. Nach schriftlicher Mitteilung der Stadt wird der Bachlauf regelmäßig begangen und grob bereinigt. – Wirklich?  Nach Abschlägen finden sich, wo das Bachbett noch eine Lehmschicht hat, zwar immer noch einige Wasserlachen, ansonsten ist der Graben knochentrocken.

Das Bachbett, der verwahrloste Graben ist aus unserer Sicht völlig zerstört. Die Quelle von Dreißigacker sollte hier nach den Abschlägen das Bachbett „revitalisieren“. So steht es in der wasserrechtlichen Genehmigung. Die Quellen von Dreißigacker wurden unseres Wissens fast vollständig in den Schmutzwasserkanal eingeleitet. Im Graben läuft auch bei Regen kein Wasser mehr, das Bachbett ist „durchgespült“. Bis zu Niederschlagsmengen von 6 – 8/lm²/Tag versickert hier alles, logischerweise auch die gleiche Menge Abschlagsbrühe. Mitarbeiter der Wasserbehörde sprechen von einem „Wildbach“, die SAM von einem Abschlagkanal und wir von einem Trockenbett, in dem bei Abschlägen die Brühe nach zwei Kilometern in reinstes und sauberstes Quellgewässer einströmt und das wohl sauberste Gewässer von Meiningen, den Brunnenbach, jedes Mal regelrecht kontaminiert. Und weder BUND noch Anglervereine interessiert das. Bei einem Gespräch, unter anderem mit Herr Gesang (ehem. Leiter der SAM) fiel der Satz: „…der BUND Naturschutz traut sich da nicht ran, sonst kriegen die keine Zuschüsse mehr für ihre Fliegenlarvenprojekte…“. 

 

Vom 20. bis 30. Juni arbeiteten wir im Bereich des Notausganges, am neuen Schmutzwasserkanal und an den Wänden der Kaskade. Wir bekamen auch große Steine für die Seemauererhöhung.

In Meiningen wurde ein neuer Bürgermeister gewählt. Zum Amtswechsel gab es in der Nacht drei Abschlagsflutwellen. So sah es in unserem Geröllfangbecken aus 

und so im Bereich der Wiesen unterhalb von Dreißigacker. 

Der Graben hatte sich stellenweiße mehr als 2m tief eingespült und aufgrund der einbrechenden Böschungen war die Breite auf 4 – 5m gewachsen. Ein böses und kostenintensives Erbe für den neuen Bürgermeister. Den Wildbach gibt es nur bei Abschlägen… ansonsten ähnelt das eher einem Schlachtfeld.

Diese Brücke wird es wohl bald nicht mehr geben.

Gegenmaßnahmen der Stadt: Im Bereich Spörer`sche Brücken, baggerte man eine Grube vor der Brücke, zerstöre dabei die Bachmauer und „Gut is!“ Wir hatten die Stadt davon umfassend in Kenntnis gesetzt, keine Resonanz.

Aber zwischen den notwendigen Reinigungs- und Rechercheaktivitäten ging es auch baulich weiter – Zermürbung kennen wir nicht. Die Mauern und auch die künftige Auffahrt wuchsen munter weiter.

Wenige Tage nach Abschlägen fanden wir im Seebereich dieses Phänomen. Vielleicht weiß einer der Leser was das ist. 

Der nächste Abschlag rauscht am 17.07 ins Tal. Was kommt hier aus dem RÜB?! Unter der Brücke vermischt sich die Brühe mit dem Quellwasser. Dem muss man nichts hinzufügen!

Und nach der Brücke wird das Wasser der Kreuzbergquelle kontaminiert. Bei der Flutwelle in der Nacht zum 01.07. waren unter dieser Brücke nur noch 10cm Luft….

Ende Juni waren unsere Zimmerer wieder am Werk. Manche fragen, ob wir uns jetzt ein Floß bauen würden – wohl aufgrund der Niederschläge/Flutungen. Die obere Ebene unseres Gebäudes war soweit zugerichtet, dass die „Arche Noah“ in Einzelteilen angeliefert werden konnte: Rahmen, mehrere mächtige Balken übereinanderliegend, miteinander verschraubt. Und wieder ist Andi Lang im Einsatz. 

Der oberste Dachraum wird ebenerdig zusammengebaut. Auch hier wird deutlich, wie schwierig die Logistik auf diesem Grundstück ist. Alle größeren Teile müssen deshalb zwischengelagert werden. Seit Stunde 0 wurden unzählige Transporte und Materialanlieferungen auf dem Gelände eines örtlichen Baumaschienenverleihers in der näheren Umgebung abgeladen, teilweise monatelang zwischengelagert, dann pö a pö mit kleinen Radladern oder direkt mit dem LKW des Verleihers oder durch Fa. Lang zur Baustelle transportiert. Den Eignern des Geräteverleihes möchten wir auf diesem Wege unseren Dank aussprechen für die Unterstützung und Loyalität, aber auch für die stete Bereitschaft uns mit Rat, Tat und Maschinen zu unterstützen.

Dann kommt eine überraschende Ansage unseres Zimmerers: „Wir haben kein Holz mehr“. Aufgrund eines Balkenaufmaßes muss ich feststellen, dass wohl noch ca. 40 Balken vorhanden sein müssten. Aber, es hilft nichts, wir suchen deutschlandweit nach altem Bauholz und werden in der Nähe von Bremen und Kassel fündig – es kann weitergehen. Ein kleines Sägewerk in Obermaßfeld sägt die neuen Balken auf und zu Dachsparren. Dann ist die Arche fertig. Auch hier wieder konstruktiver Holzschutz, Planung und Planen haben hier oberste Priorität.

Die Konstruktion ist ähnlich mit der eines Umgebindehauses. Die Last der „Arche“ wird durch massive Holzstützen an den Giebelseiten und am Hauptgiebel und einer „Hängebrückenkonstruktion“ direkt auf die Bodenplatte übertragen. Mein Freund, Günther Strätz, Statiker mit Prüfstatikerzulassung während des Kontrollbesuchs der Meinung, passt, sitzt, wackelt und hat Luft – hier muss der Zimmerer nachbessern!

Nicht nur die Kopfbänder müssen überarbeitet werden, die fallen sprichwörtlich schon beim Hinsehen heraus, da diese nicht richtig eingepasst wurden. Es müssen zusätzliche Schubhölzer eingesetzt werden, Stützbalkenverstärkungen, zu große Aussparungen ausgebolzt und eine Reihe von Andreaskreuzen ergänzt werden – bei unserem Zimmerer ist nachsitzen angesagt.

Und um ganz sicher zu gehen wird das eine oder andere nochmal nachgerechnet und Details für den Zimmermann konstruiert.

Nach der Ortsbegehung durch unseren Statiker, mussten unsere Zimmer die bis dahin völlig fehlenden Aussteifungen/Andreaskreuze nachrüsten. Unser Statiker erklärte uns, das gehöre in den Hoheitsbereich des Zimmerers. „Das muss doch ein Zimmermann wissen, der den Auftrag für so ein Bauwerk annimmt.“ 

Unter Dach werden die Bretter für die innere Sichtschalung gehobelt und zugerichtet, Basti, ein ständiger Helfer.

Nach der Ertüchtigung durch den Zimmerer gibt der Statiker das Aufsetzen der „Arche“ frei. Die Konstruktion hat dank der großzügigen Holzstützbalken im Hinblick auf die Tragfähigkeit „Luft nach oben….

Am 15.08. wurde durch die Fa. Henneberger die „Arche“ in zwei Teilen nach oben gehievt. Das erste Teil war bereits aufgesetzt, das zweite wurde, wie auf dem Bild, in Position gebracht. Es war wohl für alle Kuhtriftler und andere ein Erlebnis, wie hier dieser Kran mit einer Leichtigkeit und Präzision gesteuert wurde und so eine Last sanft und zielgenau auf dieses doch filigrane Stützenwerk gehoben wurde – danke dafür. Da sind die richtigen Geräte und Fachleute gefragt. Aber unsere Zimmerer, leider, leider, vermessen! An allen Ecken und Enden muss nachgesägt werden, Da passt fast keine Verzapfung und es muss erneut massiv nachgearbeitet werden. 

Geschafft! Die „Arche“ krönt unser Bauwerk. Noch am selben Tag wurden die seitlichen Dachsparren angeschlagen, damit wir den Holzbau wieder wasserdicht bekommen.

Nun kamen die Dachsparren dran. Wir hatten einen „Chiemgauer Doppeldachstuhl“ geplant. Der fehlende Dachüberstand ließ manch einen Schlimmes vermuten. Eine durchdachte Dämmkonstruktion ist hier aber unabdingbar. Dann wurde die Dachschalung aufgeschlagen und eine leider mangelhafte provisorische Dachabdichtung durch den Zimmermann aufgebracht, trotzdem sieht es schon fast wie ein Haus aus.

Abschließend wurden die oberen geschwungen Gaubenbalken „anprobiert“. 

18.August, Richtfest: Nach gutem alten Brauch wurde das Richtfest gefeiert. Wir wollten uns ja keinen Besen an den Giebel schlagen lassen, sondern einen Richtfestkranz. Unser Zimmermannsmeister hatte darin Erfahrung! Der Richtspruch von ihm wird im Haus seinen Platz bekommen – das soll ja Glück bringen

 

Begrüßungs- Dankesrede der Bauleute 

Die Richtfestkrone! Ein Geschenk unserer namensgleichen Freunde Kurt&Gisela – Einfach eine tolle Idee von Fortuna, unsere Wege kreuzen zu lassen...

 Unser Festbier kam übrigens aus der Brauerei Reizlein. In dieser Brauerei sind noch Braumaschinen aus der Jahrhundertwende von der Brauereimaschinenfabrik Schulz Bamberg in Gebrauch. Das war halt noch deutsche Wertarbeit, das Bier schmeckte und schmeckt. Dank dem Braumeister aus Jüchsen! – Auch er schon ein guter Freund.

 

Wir waren fassungslos, als unser Zimmerer kurz nach dem Richtfest mitteilte, dass er die nächsten sechs Wochen nicht kommen könne, da ja kein Gerüst stehe… 

Am 22.08. gab es in der Nacht wieder einen kleineren Abschlag und am 31.08. kam der nächste.

Durch die Klinikum-Erweiterungsbauten wird seit Beginn unserer Sanierung inzwischen eine erheblich größere Niederschlagsmenge in das Versickerungsbecken nahe der Dreißigackerer Straße eingeleitet. Dass sich die verstärkte Versickerung und der zunehmende Verkehr bald an der Straße bemerkbar machen werden, war absehbar. Das Becken lief nun bei geringsten Niederschlägen über. Das „Überlauf-Bächlein“ wurde durch eine Verrohrung durch die Straße in den Wiesengrund geleitet, dort quer über Weg und Wiese, in das leere Bachbett des Dreißigackerer Baches und verstärkte dort das Einbrechen der Böschungen und die Schlammfluten. 

Armes Meiningen, armes Thüringen, armes Deutschland, wo sind deine Fachleute und der Verstand geblieben? Unser Geröllbecken war wieder gefüllt und der nächste Treibguthaufen machte sich am Fußweg breit. Alles was hier landet fehlt an anderer Stelle und je tiefer sich der Graben einspült umso höher werden in naher Zukunft notwendige Sanierungsarbeiten! Die Stadt schreibt hier ihre eigene Geschichte.

 

Nach jedem Abschlag werden die Gitter gereinigt, denn das Abschlagsverhalten ist völlig unkalkulierbar.

August/September legten wir die Bachläufe auf unserem Areal an und die Schächte waren inzwischen gewachsen.

Das Auffüllen unserer Auffahrt ging stetig weiter. Im Gegenzug hatten wir das Gelände pö a pö von eingegrabenen Müllsäcken und sonstigem Unrat befreit.

Die Revisionsschächte für den Schmutzwasserkanal entstanden.

Nach einem Regenguss mussten wir zu unserem Entsetzen feststellen, dass die Dachabdichtung mangelhaft war. Wasserschäden wurden sichtbar die unsere historische Eichenholzdecke in Mitleidenschaft zog. 

Da hatten wir starke Pe-Folien beschafft, die aufgeschlagen werden sollten, aber nein, die war den Zimmerleutenr wohl zu schwer! Von ihnen wurde Standardmaterial zur Abdichtung herangeschafft – und das auch noch unzureichend! Es war nur noch ärgerlich, was unserer Zimmerer da tat. Dabei hatte er einen Stundenauftrag, keinen Pauschalvertrag! Man könnte da saubere Arbeit erwarten.

September- Gerüstbau!

Unser Zimmerer meinte: „Ihr bekommt hier eh‘ kein Gerüst! Ihr seid ja auf die örtlichen Firmen angewiesen.“ Es war schon verwunderlich, drei Firmen schauten sich an der Baustelle um. Eine sagte zu und der Chef wollte eine Woche später ein Angebot vorbeibringen. Dann hörte und sah man nichts mehr. Wir telefonierten weitere Gerüstbauer an und wir bekamen zu hören: „…der xyz stellt dein Gerüst! Wir nicht!“ Toll, wie die Absprachen am Bau so funktionierten, aber nicht mit uns. Auf diese Begebenheit hin beauftragten wir kurzerhand einen Gerüstbauer aus Bayern, Fa. Katzenberger, Bad Neustadt. Offensichtlich hatte unserer Zimmerer noch nicht mitbekommen, dass die Zeiten vorbei sind, wo man auf regionale Firmen angewiesen ist. Der Lohn bestimmt doch in der Regel wo Handwerker arbeiten – gerade in Südthüringen ist es Gang und Gäbe, dass viele Handwerksunternehmen doch seit Jahren zwangsweise bzw. aus gewinnorientierten Überlegungen in den alten Ländern und in der Schweiz arbeiten.

Das gesamte Haus wurde dann mit zwei Schiffsplanen geschützt und an den Giebeln zusätzliche Planen angeschlagen, um Schlagregen soweit als möglich abzuhalten. Ohne die Unterstützung durch die Gerüstbautruppe Katzenberger hätten wir diese großen Planen nie und nimmer über das Gebäude ziehen können. „So kommt das Haus notfalls auch über den Winter.“

Wir nahmen Kontakt mit dem Zimmerer auf und verständigten ihn, dass er weiterarbeiten könne und bekamen wieder zur Antwort: „Ihr bekommt kein Gerüst!“ meine Entgegnung: „kannst kommen, das Gerüst steht!“. Nachdem er das Gerüst sah, empört meint er sich: „Was Ihr beschäftigt hier „Westfirmen“?

 

Widerwillig kamen unsere Zimmerer und schlugen eine Brettschalung an! Sie waren der Meinung, diese würde das Haus zusammenhalten J. Man muss die nachfolgenden Bilder nicht kommentieren  

Die Fenster-/Türöffnungen sollten Sichtbalken werden. Diese wurden allesamt mit der Motorsäge beschädigt.

Es zeigte sich bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ein Teil des Dachstuhls zurückgebaut werden muss. Aber das war nicht die Krönung des Ganzen. Dann stellten wir fest, dass sich die Firstpfetten, die mit 1,50m überschneiden, weder ausgebolzt, noch miteinander verschraubt sind. Es waren lediglich Bretter angeschlagen – trotz Erklärung, dass alles korrekt ausgeführt wurde. An den drei Erkerbereichen stand keine Wand im Lot. Beim Einsetzen der Fenster mussten wir dann stellenfest, dass die Balkenfelder nicht rechtwinkelig gearbeitet waren und bis zu 2cm außer Winkel laufen – ein einziges Dilemma! Beim dreieckiges Oberlicht saß die Spitze 3cm neben der Mitte. Dann war Schluss mit lustig, es folgte noch ein kleines anwaltliches Scharmützel und unsere Wege trennten sich. Dass unser Zimmerer dem Kadi entging, hatte er nur dem Umstand zu verdanken, dass wir achteten, dass er als einziger bereit war, das Bauwerk anzugehen und dass er einen tollen Auftritt beim Richtfest hinlegte. Das war aber auch das Einzige, was am Ende für seine Ehrenrettung sprach.

Wir schützen das Haus nun allseitig, denn mittlerweile wollten wir über die Wintermonate das Haus dämmen und den Dachbau zu Ende bringen. Das nachfolgende Bild erinnert an Christo`s Werke und dieses Bild prägte einige Monate die Ecke im Dreißigäckerer Grund.

Unsere Fenster wurden aus meinem „Heimatörtle“ herangekarrt, wo sie schon lange auf ihren „Einsatz“ warteten. Freundlicherweise packte auch Nachbar Frank und seine Hausmitbewohner mit an. Wertarbeit aus dem hohen Norden! An der Küste hat die Dichtigkeit von Fenstern ja einen anderen Stellenwert. Arbeiten bis tief in die Nacht wurde zur Normalität. 

Trotzdem immer schön der Reihe nach, erst kamen noch Betonsteine für den Notausgang. Die hängenden Stromleitungen von anno dazumal waren bei jeder Materiallieferung ein einziges Desaster, aber na ja, im Jahre 2012 sahen in Meininger Randbereichen die Leitungen halt so aus. In unserer Jugendzeit sah es bei uns, in den alten Ländern, auch so aus.

Dann bauten wir den Wasserzulaufbereich unserer Hochwasserverrohrung um. So, das wird die Situation bei Abschlägen und stärkeren Quellschüttungen enorm entschärfen.

Dann wurden die ersten Fenster- und Türelemente eingesetzt, 

Zuerst müssen aber alle Einschnitte und Beschädigungen, die durch den Motorsägeneinsatz unseres Zimmerers entstanden waren, in mühevoller Kleinarbeit heraus geschliffen werden. Diese Arbeit wäre vermeidbar gewesen(!) und von einem Fachmann mit stundenmäßiger Bezahlung erst Recht! 

Dann kam die Gebäudedämmung – Unmengen der Holzwolledämmung, Homatherm. Zumindest die Hälfte davon musste ins Gebäude. Die andere Hälfte saß dann durch Planen geschützt, bis zur Verarbeitung in der Zufahrt

Mit Helfern wurden die großen Fenster-/Türelemente gesetzt – eine mächtig anstrengende Aktion

 

Aber abends nach der Arbeit war ein kleiner Umtrunk fällig. Auch das musste sein.

November

Das Jahr neigte sich langsam dem Ende zu. Beim Aufbringen der Dachdämmung mussten wir feststellen, dass der Dachüberschnitt von unserem Zimmerer schlichtweg übergangen wurde. Nachdem wir die Dachfolie abnahmen, klaffte hier ein Loch. 

Im Bereich des Erkers war die Sparrenkonstruktion völlig falsch angelegt und wir mussten „aufdoppeln“ 

Rings um das gesamte Gebäude bauten wir mehrlagigen Dämmungen, vor- und hinterlüftet, auf.

Mitte November mussten wir das Gerüst umbauen lassen, da Dämmungen und dachüberstehende Sparren des Doppeldachstuhls und Freisparren nicht befestigt bzw. montiert werden konnten.

Aber Fa. Katzenberger war wie immer zuverlässig und pünktlich zur Stelle. Der „Muster“ Ziersparren wird gesägt und auf die Dachdämmung aufgelegt. 

Wir brachten nach Anweisungen unseres Statikers, die Arbeit unseres einstigen Zimmerers zu Ende, u.a. die Verbindung der Firstpfettenüberschnitte. Grob fahrlässig hinterließ die der Zimmerer, nicht verbunden, einfach nur zugebrettert – trotz unserer ausdrücklichen Anweisung, Detailschnitten und Angaben des Statikers. Nach dem Öffnen der Verbretterung diese Situation. Man kann es nicht fassen. 

Also brachten wir auch diesen Pfusch in Ordnung. 

Jetzt noch mit Stabdübel verbinden und wieder zuschalen. So sieht das nach den Ausbesserungsarbeiten aus.

Ende November sah das Ganze so aus: Alle Lüftungsebenen aufgelattet bzw. aufgeschraubt – der Herr Spax hatte allen Grund zum Jubeln! Das war ein Großauftrag für die Schraubenindustrie. Die gesamten Dämmlagen und äußeren Schalungen wurden ja auch aufs Tragwerk verschraubt.

Ziersparren sägen und schleifen, alles aus altem Bauholz! Der Doppeldachstuhl hat am Ende 220 Sparren, davon über 90 Sichtsparren. 

Dann ging‘s an die nächste Restarbeit, die uns der Zimmerer hinterlassen hatte, die Dachüberschnitte. Nach dem Öffnen der Dachfolie wartete ein großes Nichts auf unser Eingreifen.

Wir setzten die noch herumliegenden Sparren, verschalten die Wandversprünge und, und, und – auch diese Durchblick gewährenden Hinterlassenschafften werden beseitigt. 

Wir setzten die erste Reihe der Ziersparren und schon wartete das nächste Fiasko auf uns. Da die Wände nicht im Lot stehen, wurde die Sparrenflucht nicht gerade, sondern fällt. Deshalb mussten fast alle Sparren nun abgehobelt, aufgedoppelt, nachgesägt werden, bis alles so halbwegs passt.

Die Dachwölbung war der nächste Gruß des Zimmerers. Die inneren Sichtsparren waren nicht ausgerichtet und das setzte sich natürlich über die Dämmung fort.

 

Und wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Kai, ein Freund von Basti, gehört mittlerweile zu unserem ständigen Helferkreis. Und weil das Glück keine Mühen und Wege scheut, bekommen wir einen weiteren Helfer, Kaus, Kai´s Vater. Klaus, ein Dachfläschner mit Herzblut, ein Handwerker durch und durch. Mit einem Händchen für Kupferverwahrungen. Kupfer ist an diesem Haus unerlässlich, denn die Baumkronen der Bäum an der Straßenböschung überlagern die Dachflächen. Vertreter des Bauamtes hatte 2006 erklärt, dass sowieso jeder dritte Baum wegenommen werden muss und die Überhänge zurück geschnitten werden. Auch das die Dreißigackerer Straße in den nächsten fünf Jahren in eine Anliegerstraße oder zumindest Einbahnstraße umgewidmet wird, hatte man erklärt. – Ob wir das noch erleben?

Die Fassade war bereits teilweise gedämmt, Innen ließ es sich angenehmer arbeiten, draußen hatte Väterchen Frost inzwischen seinen Mantel ausgebreitet. Wir mussten bei jedem Schneefall die Dachplanen abstäuben. Und der Schnee nahm keine Rücksicht auf Tag oder Nacht. Das war manchmal eine ganz schön heftige Aktion, stundenlang mit Stock, Stab und Besen auf dem Gerüst, die Planen klopfen und schütteln und rings um unser Gerüst wuchsen die Schneeberge. 

In der Zufahrt standen noch doppelreihig übereinander gestapelt Berge von Dach- und Wanddämmungen. Aber die sollten ja wohl weg sein, wenn wir fertig sind.

Und am 15.12. stand auch in diesem Jahr der Weihnachtsbaum – der 3. Kuhtrifft-Baum.

Dann setzte Weihnachtstauwetter ein, Hochwasser! Nun zeigte sich, dass unsere Bauaktion am Zulauf der Verrohrung Entspannung schafft – alles im grünen Bereich. 

Am 27.12. gönnten wir uns noch das Vergnügen, den Dachstuhl im Bereich des dreieckigen Oberlichtes abzunehmen, um die asymetrischen Sparrenlagen zu beseitigen und die Dachschalung anschließend fachgerecht aufzuschlagen. Abschließend wurden die bis dahin fehlenden Freisparren im Dachüberschnittsbereich ergänzt und die Vertikalverschalung angebracht. 

Schaut man das Detail an, ist das Ganze nur noch erschreckend, Verzapfung abgeschnitten, Zapfen fehlt, Für was war der Holznagel gedacht? Und das bei einem Regieauftrag! Man fragt sich, was passiert wäre, wenn wir ein Pauschale vereinbart hätten? Langsam bereuten wir unsere Entscheidung ihm den Kadi zu ersparen…

Nachdem wir die Mängel beseitigt hatten, konnten wir geruhsam die Jahreswende angehen. Es war ein anstrengendes und arbeitsreiches Jahr, aber auch ein Jahr, das uns zu tiefen Einblicken verholfen hat. 

 

Wir werden künftig den Spruch: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ anders bewerten.