Hüh und Hott

Mühle Meiningen 2013

Das Dach des Hauses stellte extreme Anforderungen. Da alle Arbeiten unter den Planen abliefen musste Dämmplatte für Dämmplatte durch das Haus, Treppen und Leitern, durch Fenster und Dachöffnungen nach oben geschafft werden und Latten, Latten, Latten, Spax, Spax, Spax in allen Längen und Größen. Zum Glück gibt es heute akkubetriebene Schrauber. Mit Handarbeit wäre diese Dämm- und Lattenanschrauberei ein Projekt für die nächsten 20 Jahre geworden.

Das Sägen der Zierköpfe, Hochschaffen, Anpassen und Aufschlagen der äußeren Dachsparren und die ständigen Ausgleichsarbeiten aufgrund der unterschiedlichen Wand-/Dachhöhen kosteten extrem viel Zeit

Kraft und Energie – aber alles unterm Zeltdach, damit der gesamte Bau trocken bleibt.

Am Haus gingen die Arbeiten Dank des milden Winters zügig weiter. So ein Haus macht unendlich viel Arbeit. „Schaffe, schaffe Häusle baue“ bekommt hier eine ganz andere Bedeutung.

Schön, dass die Stadt wenigstens einen pilzgeschädigten Baum wegnahm, bevor der unserm Häusle irgendwann aufs Dacherl fällt. Hier, in Meiningen wird das Fällen zu äußerst kostenintensiven Einzelmaßnahmen. Die Stadt wäre gut beraten, einfach einmal in einer konzertierten Aktion mit professionellen Geräten ala Harvester dem Wildwuchs zu Leibe zu rücken. Mit Hochseilartisten, Mobilkraneinsätzen verschlingt das ein Vielfaches, Wer hier, bei solchen Geländesituationen nicht mit Maschineneinsatz arbeitet, bei dem scheint noch kein Gedanke über wirtschaftliches Handeln angekommen zu sein, aber wie heißt es so schön: Rechnen will gelernt sein…

Die Hinterlüftung der Fassade ist ja eine Wissenschaft für sich und setzt bei einem Gebäude nach historischen Vorbild, mit geschoßüberspringenden Fassaden, versetzten Dächern und endend in einem klassischen Lüftungsfirst, bei einem solchen Dach natürlich Detailplanungen voraus, sonst endet das mit dem Gegenteil von dem was man erreichen möchte.

Die Gauben wurden konstruiert,

die Eichendielen für die Decken zwischenzeitlich auch besäumt – abends angeliefert, aber .….

einmal gepennt, nachts hielt der Winter ein kleines Stell-dich-ein und die Eiche war nicht abgedeckt

Erst wurde die Dämmung raufgeschafft, dann Sparren, PE-Folie 2mm als zweite äußere Sperrebene gegen eindringende Feuchtigkeit, äußere Dachverschalung und am Ende wieder von oben nach unten, Lüftungsfirst, Dachverwahrungen – Kupfer ohne Ende, um im Kampf gegen Moos und Flechten, gegen die Natur, nicht sang- und klanglos unterzugehen. In den Abendstunden wurde abgekantet und bei Licht aufgeschlagen und der nächste Part angemessen. Die Abkantbank stand im Haus nach dem Motto „eigner Herd ist Goldes wert“.

Wie in alter Zeit, aufgeschlagene Dachrinnen aus 1,5mm Kupfer, das ist „Deutsche Wertarbeit“

Text über BildDank unseres Gerüstbauers, Herrn Katzenberger, hatten wir Kontakt zu den Dachdeckern, den „Übelackers“ aus Hohenroth bekommen. Gradlinige Rhöner, Meister ihres Handwerks, manchmal meint es die Welt gut mit einem… Hier braucht man sich keine Sorgen machen, da muss man auch nicht ständig dahinterstehen, denn sie wissen was sie tun und wo sie es tun. Irgendwann im Leben ist alles einmal das erste Mal, wohl auch Arbeiten „unter Dach“. Tausende von Dachschieferplatten in Hand- und Spann-Dienst über Treppen und Leitern aufs Dach schaffen und „alles nach oben“.  

„Gut Ding will Weile haben“ nach mehreren Wochen schlimmster Strapazen endlich „Dach dicht!“ 

Im Gewölbekeller reift das Bier. 

Dank der Gompertshäuser Braufreunde, haben wir Hausbrauerbier, gebraut in einer der schönsten Dorfbrauereien in Südthüringen, wie in alter Zeit. Allen Brauhaus-Freunden ein herzliches Danke-Schön für eure Mühen das Gompertshausener Braugebäude zu sanieren und die Hausbrauer-Tradition am Leben zu erhalten.  

Ein Haus, insbesondere ein Mühlengebäude ist ja auf die „Guten Geister“ angewiesen. Ein Giebelschmuck und eine Wetterfahne gehören da dazu. Die Meininger Lohmühlen wurden durch Feuer und Hochwasser(?) nachweislich seit dem 12. Jahrhundert mehrfach zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Das kann ja nur ein „guter Platz“ sein, sonst hätten sich in den vergangenen Jahrhunderten keine Menschen gefunden, die zerstörte Gebäude wieder errichtet hätten. Der Phönix als Giebelschmuck ist hier wohl passend. 

Eine Wetterfahne, auch unerlässlich für Wettereinschätzungen der Müllerszunft, darf auch nicht fehlen. Die erste Wetterfahne gab es wohl in Athen auf dem Turm der Winde und war dem Meeresgott Triton gewidmet. Da nur Triton die Winde nicht nur aufwühlen, sondern auch beruhigen konnte kann man nachvollziehen, warum sich die Seefahrer und Fischer mit dem Gott gutstellen wollten, denn die Seefahrer waren auf günstigen Wind angewiesen, um wieder heil nach Hause zurückzukehren. Alle Schmuckwerke unserer Wetterfahne hatten wir aus 3mm Aluminiumblechen ausgesägt. Dann wurden die Teile in Nürnberg bei Fa. Müller in Gold-eloxiert, denn der „güldene Phönix, der aus der Asche steigt“ soll ja auch noch viele Jahren in der auf- und untergehenden Sonne strahlen. Passenderweise blicken die Phönixe auf den Giebeln nach Ost und West und Triton in Mitte des Daches wird uns hoffentlich auch künftig zeigen „aus welcher Richtung der Wind weht“.  

Am 06. Mai wurde zum ersten Mal die Plane am Haus geöffnet, damit die Kaminabdeckungen montiert werden konnten. Am 04. Juni fielen dann endgültig die Hüllen und die „Kuhtriftler“ sahen zum ersten Mal, was wir in den letzten Wochen und Monaten unter den Planen „so getrieben“ hatten. 

n den letzten Wochen mussten wir natürlich auch mehrere stärkere Abschläge aus dem Rücküberlaufbecken hinnehmen. Kannten wir die Abschlagereignisse als geringfügige Wässerlein in den vergangenen Jahren, wunderten wir uns, mit welchen „Zaubertricks“ es Stadt/Stadtwerke es schafften, dass es im Mai 22 Ltr. in wenigen Stunden regnet und es gab keinen Abschlag und dann am 01. Juni, da regnete es 13 Ltr. in zwei Stunden und es kam eine Flutwelle angerauscht, kaum dass der Regen begonnen hatte. Aber wir wussten ja inzwischen, dass das Becken auch ohne Niederschlag überlaufen kann? Die Flutungen wurden stärker und die Zerstörungen oberlaufseitig unseres Bereichs, im Bachbett und der Hochweide sahen wir so langsam als kriminell an. Und wie das aussieht, wenn die Brühe in das ansonsten glasklare Wasser der Quellen einströmt, kann man auf dem nachfolgenden Bild sehen. Wohlgemerkt, aus den Quellen werden die meisten städtischen Brunnen gespeist, aber direkt aus der Brunnenstube – und keine 20m weiter „nach mir die Sintflut“. Umwelt-/Gewässerschutz wird hier mit Füßen getreten! 

so am 01.06.2008, und am 09.06.2018 

und was da mit abgelassen wurde, war vermutlich nicht nur uns unklar, Schaumbildung in diesem Ausmaß hat wohl nichts mehr mit Regenwasser zu tun. Hier sind übergeordnete Behörden gefragt. 

Wenn durch Abschläge derartige Zerstörungen entstehen, dann ist die Abschlagmenge schlichtweg zu groß – so die Logik! All diese Schäden, die die SAM hier verursacht, wird die Stadt Meiningen zukünftig, mit viel Geld, beheben müssen. Nach Aussage der einstigen Nutzer/Errichter hatte diese Brücke eine freie Durchgangshöhe von ca. 1m. Jetzt sind das ca. 2,5m und die Fundamente sind bereits unterspült. Dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen müssen (eigentlich hätten wir anders auch genügend zu tun), hat damit zu tun, dass abgespültes Material bei uns auf dem Grundstück landet aber auch den Bach unterlaufseitig aufspült, der dann von der Stadt kostenintensiv freigebaggert werden muss. 

Jeder „Angriff“ löst natürlich bei uns als Folge eine Verstärkung der Hochwasserschutzmaßnahmen aus. Inzwischen sind die Bachläufe auf unserem Grundstück im Wesentlichen grundhaft angelegt, die Kaskade hinter dem Seeauslauf ebenfalls wiedererrichtet. Und unser „schwarzes Haus“ wacht über die Baustelle bzw. eine Videoanlage, damit wir immer und überall, Dank der Neuzeit, sehen wer oder was hier ab- oder herumläuft…. 

Nachdem wir die Stadt inzwischen doch einige Jahre immer wieder aufforderten die „kranken Bäume“ in der Nord-Westlichen Böschung zu fällen, war es im November soweit. Wieder einmal rückten Arbeiter mit LKW-Arbeitsbühnen an, um die „schlimmsten Finger“ stückweise abzutragen. 

Aber leider wieder eine halbherzige Aktion, anstatt hier mal einen gründlichen Rückschnitt anzugehen, wird Pö a Pö immer nur das Nötigste gemacht. So verursacht das nur immense Kosten. Adam Riese würde heulen, wenn er wüsste, dass man in der einstigen Finanzmetropole so rechnet. 

Bockbieranstich am 30.11 als kleines danke-schön an die Kuhtriftler. Durch uns kommt es ja doch immer wieder zu Behinderungen, wenn Materialtransporte das „Sträßlein“ blockieren. Zum Ersten, zum Zweiten, und Gott-sei-Dank nicht zum Dritten. Ein Fässchen blieb unangetastet. Daran müssen wir noch arbeiten. Im Nachgang, am 07.12. wurde dann, nach dem ersten „Wintertest“ unseres Daches der „Rest“ des Bockbiers vernichtet. 

„Hüh und hott“ sind Kommandos für Zugtiere, die in der einstigen bäuerlichen Landwirtschaft üblich waren. Die Kuhtrift (das kommt vom Kuh treiben), erinnert aller Wahrscheinlichkeit nach an die Nutzung der Hochweide unterhalb und auf der Hochebene von Dreißigacker. Die Kühe wurden wohl durch die „Kuhtrift“ zu und von den Weiden getrieben. Wir arbeiteten abwechselnd mal am Haus, mal an den Wasserbauwerken, mal im Westen, mal im Osten, mal links, mal rechts, damit wir unserer beruflichen Arbeit gerecht werden und am Ende möglichst zeitgleich das Projekt (unser Freizeitspaß) fertig stellen können, hüh und hott…